Zur Transformation des Goldes bei Fra Angelico

Madonna dell Umiltà mit vier Engeln, ca. 1415. Tempera und Gold auf Holz, 81 x 51 cm. State Hermitage Museum, St. Petersburg.
Während aus der Anwendung des Blattgoldes bereits im frühen Mittelalter eine eigenständige Form wurde, die in der Rezeption als „Goldgrund“ ihre neuzeitliche Gestalt annahm und somit für die Konstellationsbildung einer eigenständigen Bildkategorie verantwortlich ist, bilden sich bereits ab ca. 1300 Substitutionen für den Goldgrund heraus. Ursachen lassen sich nicht nur auf formaler und ikonographischer Ebene finden, sondern auch im Einfluss frühneuzeitlicher Bild- und Kunsttheorien, neuer Erkenntnisse zum Lichtverhalten und zur Optik sowie in der liturgischen Praxis.

Aus den materialspezifischen Eigenschaften des Goldes im Verhältnis zur Malerei ergibt sich die Notwendigkeit formanalytischer und ikonographischer Untersuchungen. Dabei ist die Annahme einer epistemischen Funktion der Bildkonstellation Voraussetzung für den Erkenntnisgewinn. Mit der Überzeugung, dass jedes Bilderzeugnis nicht nur hinsichtlich seiner Singularität in Bezug auf eine Vielfalt, sondern auch als Bestandteil einer historisch gewordenen Konstellation zu betrachten ist, sollen die Tafelbilder Fra Angelicos hinsichtlich der Frage nach der Transformation des Goldes neu untersucht werden.